Für die Lösungsfindung verschiedene Blickwinkel einnehmen!

Der Winter kündigt sich an. Zeit für den Pneuwechsel! «Selbst ist der Mann», denk ich mir. Die Anfängerfehler beim Wechsel im Frühjahr werde ich bestimmt nicht mehr machen. Diesmal wird’s einfacher.

 

Das Auto ist positioniert, aber was entdecke ich da? Die Raddeckel sitzen perfekt. Ich hatte sie im Frühling unter Schweiss- und Wutausbrüchen hingewürgt. Die Korrektur muss bei der Reparatur im Sommer in der Garage vorgenommen worden sein.  Zur Erklärung für Nichtautofahrer: Die Raddeckel aus Kunststoff weisen die Konturen der Schrauben auf, die passend auf die vier Radschrauben montiert werden müssen.

Genau dies ist mir im Frühling aber weder mit viel Geduld, noch mit Feingefühl, noch mit Gewalt gelungen.

Dass sie nun plötzlich sauber passten, führte bei mir zu einem inneren Konflikt zwischen: «Es geht also doch, wenn ich nur herrausfinde wie» und «geht mich nichts an, ich habe das schon richtig gemacht und mache es einfach wieder so.»

Also los - erstes Rad: Weg mit dem Deckel, Rad wechseln und... wieder montieren. Und schon hat mich das alte Thema wieder. Feingefühl und Gewalt helfen nicht und Geduld habe ich keine mehr. Das Auto fährt auch ohne Deckel, denke ich, werfe den Deckel in den Kofferraum und mache mich an das nächste Rad.

 

Vor dem Entfernen des letzten Rades, fällt mir auf, dass das Ventil genau passend beim dafür vorgesehenen Loch des Raddeckels montiert war. Siehe Bild

Das machte mich sehr stutzig. Ich war ja bis dahin überzeugt, dass die Konturen im Deckel über den Schrauben liegen müssen und das Ventil dann halt nicht zur Aussparung im Deckel passt. Bei der genauen Prüfung stellte ich nun fest, dass die Konturen bei diesem sauber montierten Deckel NICHT über den Schrauben selbst lagen.

Die Konturen waren ein Fake - nur für's Optische!

Ich versuchte das Unmögliche und setzte den Raddeckel passend zum Fentil und NICHT passend zu den Radschrauben an. Ein leichter Schlag mit der Faust und noch einer, fertig. Unglaublich, aber wahr!

 

Nun: Ich war so überzeugt von meiner Theorie, dass ich keine Chance hatte, die Lösung zu sehen.

Wie wirkt sich das im Umgang mit  Mitmenschen aus, wenn wir Dinge voraussetzen, die nicht geklärt und ausgesprochen sind?

Wie ist das im Geschäft oder in Projekten, wenn sich Menschen mit ihren individuellen Annahmen und Lebenskonzepten begegnen?

 

Und was schliessen wir daraus:

  • Wir sollten in schwierigen Situationen öfter mal den Blickwinkel wechseln oder andere um ihre Sicht bitten.
  • Wir sollten vorsichtig sein mit schnellen Urteilen und in wichtigen Situationen einmal mehr nachfragen.

 

Ich wünsche dir dabei gutes Gelingen und  freue mich auf deine Erfahrungen im Kommentar.